Ich glaube, gerade unsere dunkelsten Stunden, unsere schmerzlichsten Erfahrungen und unsere größte Verzweiflung sind genau jene Phasen des Lebens, die uns formen; die uns zu dem Menschen gemacht haben, der wir heute sind. Wir verstehen das natürlich erst später: in jenen Momenten, wenn wir uns im dunklen Tal der Tränen gefangen fühlen, klingen solche „Weisheiten“ zynisch und scheinen sehr weit weg von der dann erlebten Realität.
Als ich mich 2016 selbstständig machte, war dies buchstäblich der Sprung ins kalte Wasser; mit verbundenen Augen. In meinem Umfeld gab es kein Vorbild, was Selbstständigkeit betrifft. Ich kannte niemanden, den ich hätte um Rat fragen können oder der mich als Vorbild hätte inspirieren können. Und so wurde ich mit der tiefsten aller Ängste konfrontiert, von der ich bis dahin gar nicht wusste, dass es sie gibt: Existenzangst. Existenzangst ist die am niedrigsten schwingende Angst – und ihr Vorhandensein wirkt sich radikal auf ALLES in unserem Leben aus! Logisch, denn Existenz bedeutet Leben und letztlich geht es dabei ja um die Panik, nicht (über)leben zu können. Wenn es dort, sozusagen an der Basis, bereits ein Problem gibt, wenn also das Urvertrauen fehlt, wird es schwierig mit einem entspannten Leben.
Merke: Ein Leben in Glück und Freude ist nicht möglich, wenn die (Über)Lebensangst aktiv ist!
Wer wirklich glücklich und unbeschwert leben möchte, kommt nicht umher, sich mit der - meiner Meinung nach - tiefsten und dunkelsten aller Ängste auseinanderzusetzen, denn sie verhindert Lebendigkeit.
Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede: Nach dem Sprung ins kalte Wasser schwamm ich also erst mal blind drauf los. Ich schwamm zu diversen Coaches und Persönlichkeitstrainern und lernte viel über Marketingstrategien, Verkaufsgespräche, Kundengewinnung und hörte zum ersten Mal von Funnelsystemen und Landingpages. Ich ließ mich anstecken von der Idee mancher dieser TrainerInnen, mindestens fünfstellig im Monat - ach was - pro Woche, zu verdienen, natürlich bei minimalem Arbeitsaufwand und am Besten, während ich mit meinem Laptop in der Karibik am Strand sitze! Solche Aussichten waren wie Balsam, den ich auf meine Existenzangst schmierte und einwirken ließ. Er betäubte die Angst vorübergehend und stachelte mich zu mehr Leistung an, löste aber natürlich nicht mein eigentliches Problem. Das merkte ich anfangs jedoch nicht und so machte ich zunächst munter weiter damit, zu versuchen, meine innere Angst zu lösen, indem ich im Außen etwas erreichte. Sobald die Wirkung des Balsam nachließ, besorgte ich mir neuen.
Anfangs half mir das, um überhaupt mal anzufangen, Struktur in mein neues Leben zu bekommen, die Praxis aufzubauen und zu lernen, was ein selbstständiges Leben in Eigenverantwortung im wahrsten Sinne des Wortes bedeutete. Diese Erfahrung gehörte zu meinem Weg. Mein Irrtum war lediglich, dass ich dachte, ich könne einfach den Weg der anderen kopieren, es genau so machen, mit denselben Methoden und Techniken und dann würde es bei mir genau so funktionieren. Und das natürlich am Besten vorgestern.
Sehr bald fühlte sich auf diesem Weg etwas faul an. Oder besser gesagt: es fühlte sich an, wie eine Karotte, die ich mir selbst vor die Nase gehangen hatte und der ich Esel hinterher rannte, die ich aber nie erreichen konnte! Und irgendwie war es gar nicht meine Karotte. Sie passte nicht zu mir! Es fühlte sich nicht richtig für mich an... Ich hatte keinen Bock mehr auf Kundengewinnung, denn entweder finden Menschen zu mir oder nicht.
Ich habe nicht gezählt, wie viele Nächte ich nicht geschlafen, wie viele Tränen ich vergossen habe oder wie oft ich mir verzweifelt die Frage stellte, ob das hier wirklich das Richtige für mich ist oder ob ich mir nicht doch lieber wieder einen "sicheren", aber für mich sinnfreien, Job suchen soll. Und je verzweifelter ich im Wasser ums Überleben zu paddeln begann, desto aussichtsloser erschien alles: Je mehr ich im Außen um Erfolg zu kämpfen begann, desto größer wurde die Angst. Alles fühlte sich bald an wie ein einziger K(r)ampf, von Lebendigkeit oder Freude keine Spur! Ich war buchstäblich mit dem bloßen Überleben beschäftigt und fing an, dem Geld hinterher zu laufen.
Irgendwann begann ich, regelmäßig zu meditieren und lernte, meine eigene Stille zu ertragen und meiner Intuition, meiner inneren Stimme zu vertrauen und weniger meinen Gedanken. Ich fand den Weg zu ganz anderen Coaches und Trainern und besuchte viele Seminare. Außerdem halfen mir liebe Freunde und allen voran mein Seelenpartner dabei, den Weg aus der Angst hinaus zum Vertrauen (ins Leben) und zur Demut anzufangen zu gehen. Es begann ein Prozess, der gut zwei weitere Jahre dauern sollte und er beinhaltete, dass ich mich meinen dunkelsten Schatten stellte und aufhörte, zu versuchen, um sie herum zu laufen. All das zwang mich dazu, letztlich alleine durch diese Schatten hindurch zu gehen; alleine im Feuer stehen zu bleiben, es auszuhalten, mit dem tiefen Wissen, dass ich nicht verbrennen würde, sondern dass diese Feuer alles verbrennen würde, was nicht zu mir gehört. Und so gewann ich am Ende sehr viel an Stärke, Vertrauen und Kraft, wofür ich heute unendlich dankbar bin!
Letztlich habe ich übrigens nicht gelernt, im kalten Wasser zu schwimmen, denn ich hatte irgendwann keine Lust mehr, mich abzustrampeln. Ich habe gelernt, auf den Wellen des Lebens zu surfen und - wenn es mal gerade windstill ist - mich auf dem Wasser treiben zu lassen! Das ist viel cooler und macht mir deutlich mehr Spaß als zu schwimmen! 🙃🏄♀️😃
Gerade in jenen Momenten des Lebens, in denen wir mit unseren tiefsten Ängsten konfrontiert werden, liegt in Wahrheit das größte Geschenk, das es zu erkennen gilt:
Wenn es uns gelingt, durch diese Ängste, durch den Schmerz hindurchzugehen (anstatt drum herum), gelangen wir Schicht für Schicht zu unserem Kern.
Es ist wie bei einer Zwiebel: Schicht um Schicht werden wir auf diese Weise im Laufe der Jahre vom Leben geschält. So lange, bis der reine Kern zum Vorschein kommt. Dort angekommen, stellen wir fest, dass es in Wahrheit nichts oder nur sehr sehr wenig gibt, vor dem wir Angst haben müssten. Angst entsteht im Kopf – aufgrund der Geschichten, die wir uns - bewusst oder unbewusst - über unsere Vergangenheit mit den Stimmen unserer Vorfahren erzählen und Gedanken, die wir uns über die Zukunft machen.
Gibt es Vergangenheit und Zukunft überhaupt? Oder ist auch das ein Konstrukt unseres Geistes? Schließlich haben wir in Wahrheit nichts außer dem JETZT.
Ich glaube: Die Dinge, die in deinem Leben geschehen sollen, werden gesehen. Egal, wie sehr du dich dagegen wehrst. Und genau so wird nicht geschehen, was in deinem Leben nicht geschehen soll. Egal, wie sehr du auch darum kämpfst. Wenn sich etwas in deinem Leben über längere Zeit nach Murks anfühlt für dich, wenn es anstrengend ist, dann ist es nicht deins. Dann ist es Zeit für eine Kursänderung.
Damit meine ich nicht, dass wir keinen Einfluss auf unser Leben hätten und alles zu 100% „vorherbestimmt“ wäre. Nur wächst das Gras halt nicht schneller, nur weil du daran ziehst.
Wir wählen die Realität, in der wir leben wollen: Mit jedem Gefühl, in dem wir uns entscheiden zu leben, mit jedem Gedanken, den wir entscheiden zu denken und mit jedem Wort, das wir entscheiden, auszusprechen, erschaffen wir unsere Realität. Denn das alles erzeugt Energie, erzeugt eine Schwingung um uns herum und das Leben antwortet uns auf exakt der gleichen Schwingung mit entsprechenden Ereignissen und Menschen, die zu der Frequenz passen, auf der wir selbst unterwegs sind.
Das tun wir in jeder Sekunde, in jeder Minute und an jedem Tag. Und viele Sekunden, Minuten und Tage zusammen ergeben am Ende unser Leben! Also lohnt es sich doch durchaus, da mal näher hinzuschauen. 🧐
Du hast Angst vor etwas? Dann wird dir das Leben auf dieser Frequenz antworten und du wirst eine Realität erleben, welche deine Angst
füttert, welche dir bestätiget, dass es „richtig“ ist, diese Angst zu haben. Während meiner Existenzangst haben zum Beispiel sehr häufig Klienten ihren Termin kurzfristig abgesagt oder kamen
einfach nicht, ohne vorherige Absage. Ich hatte Angst, von meiner Praxis nicht leben zu können, also schickte mir das Leben die Bestätigung dafür.
Heute verschwende ich keinen Gedanken mehr daran, ob ich mir vielleicht einen Brotjob suchen sollte oder nicht. Für mich war der anfängliche blinde Sprung ins kalte Wasser genau das Richtige, um später surfen zu lernen und um zu lernen, mich im Meer des Lebens und der Möglichkeiten zu orientieren. Mein Weg war genau der richtige für mich! Das verstehe ich heute - also rückblickend. Und genauso gehst du deinen Weg. Und eines Tages verstehst du, warum deiner genau der passende Weg für DICH ist und warum es gar nicht anders kommen konnte.
Vertraue darauf, dass die richtigen Dinge und die passenden Menschen im genau richtigen Moment zu dir kommen werden – so oder so.
Portätfoto by Lisa Farina Wagner