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Eifersucht: Über die Angst, die Liebe an einen anderen Menschen zu verlieren.

Eifersucht unter Geschwistern dekodieren.

Eifersucht unter Geschwistern beginnt häufig beim älteren Geschwister mit der Geburt des jüngeren. Bis dahin hatte das Kind die Liebe von Mama und Papa ganz für sich alleine. Plötzlich kommt ein weiteres Baby in die Familie und die Liebe muss geteilt werden. Hinter der Eifersucht steht häufig die Angst des Erstgeborenen, diese Liebe an den Neuankömmling zu verlieren.

Ein Beispiel aus meiner Praxis (Namen gerändert):

 

Stefanie, Mutter von zwei Töchtern, rief mich an, weil die Eifersucht zwischen den beiden unerträglich wurde. Selbst beim gemeinsamen Essen gab es jeden Abend Stress, da jede Tochter ihre ungeteilte Zuwendung haben wollte. Sobald die Mutter sich zur anderen herum drehte, gab es großen Ärger.

 

Im therapeutischen Gespräch mit der Mutter und dem älteren Kind Marie (10 Jahre alt) sprachen wir über die damalige Schwangerschaft und Geburt der jüngeren Emily (7 Jahre alt). Marie freute sich gemeinsam mit den Eltern auf das kleine Geschwisterchen. Als die Mutter nach der Entbindung aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wurde die ältere Tochter jedoch krank: Sie bekam Fieber, starke Halsschmerzen und eine Ohrenentzündung. Aus Angst, der Säugling könne sich anstecken, schickte sie Marie für ein paar Tage zu den Großeltern. Sie dachte, bei den Großeltern sei Marie zudem besser aufgehoben, da man sich hier mehr um sie kümmern kann.

Im Gespräch fragte ich Marie, ob sie sich daran erinnert. Sie nickte sofort. Auf meine Frage, wie es ihr dabei ging, kamen ihr sofort die Tränen. Im weiteren Verlauf erzählte sie, sie habe Angst gehabt, dass die Mama sie weg schickt; sie habe sich ausgeschlossen gefühlt. Dazu kam ja, dass sie krank war und besonders jetzt die Mutter gebraucht hätte. Sie fühlte sich mit ihren damals 3 Jahren, besonders von der Mutter, im Stich gelassen in einem Moment, in dem sie die Eltern besonders gebraucht hätte. Und daran war für sie Emily schuld.


Auch die Mutter fing an zu weinen. Es tat ihr sehr leid. Erst durch unser Gespräch wurde ihr klar, was sie (natürlich unbewusst) angerichtet hat. Die Mutter aus ihrer Sicht gab Marie zu den Großeltern, weil ihr das für alle Beteiligten am Besten erschien. Besonders für Marie selbst, da die Großeltern sie gut umsorgten.


Beide sprachen über die damalige Situation und lösten sie auf. Die Eifersucht zwischen den beiden ist heute kein Thema mehr. Natürlich streiten sie noch ab und zu, wie Kinder das so machen. Aber die extremen Momente kamen seitdem nicht mehr vor.

 

Dies ist außerdem ein gutes Beispiel dafür, dass es manchmal weniger wichtig ist, WAS wir erleben. Viel wichtiger ist die Frage, WIE wir die Dinge erleben und verarbeiten. Und das ist bei jedem Menschen sehr unterschiedlich.

 

Grundsätzlich geht es meiner Erfahrung nach bei Eifersucht -auch zwischen erwachsenen Menschen -  in Wahrheit um die Angst, die Liebe des anderen an einen anderen Menschen zu verlieren.